"Fußball ist unser Leben"

Warum das so ist und was das für eine Gemeinde bedeuten kann

Die Älteren aus unserer Gemeinde werden sich noch an den Song „Fußball ist unser Leben“ erinnern. Die deutschen WM-Fußballer von 1974 meinten, alles drehe sich um den Fußball. Doch der Song hat noch einen anderen Ton: ‚Unser Leben ist Fußball‘. Will heißen: Was Leben ist, zeigt uns der Fußball. Damit ist klar, warum Fußball Männer und Frauen begeistert: Im Fußball erlebt man richtiges Leben, das sonst wohl fehlt und schmerzlichst vermisst wird.

  • So gehören zum Fußball nämlich Emotionen (vom Weinen bis zum Wutausbruch) und der gemeinschaftliche und öffentliche Ausdruck dieser Gefühle. Das gibt es nur noch im Stadion; denn ansonsten ist Coolness angesagt.
  • Parteilichkeit ohne ‚Wenn und Aber’ ist Pflicht für den Fan; Identifikation mit den Spielern, mit der Mannschaft, dem Verein, dem Ort, dem Fan-Block sind zwingend. In einer Gesellschaft unzählbarer Ichs sind Identifikation, Zugehörigkeit und das Zusammenhalten nicht nur entlastend, sondern ein großes Glücksgefühl.
  • Es geht im Spiel immer um Sieg oder Niederlage, um Jubel oder Trauer. In einem Alltag, in dem nur der Erfolg zählt, tut es gut, beim Fußball auch verlieren zu müssen und dazu stehen zu dürfen.
  • Beim Fußball kann sich in jeder Sekunde das Blatt wenden. Dies ist Hoffnung und Gefahr zugleich, und Zufall und Schicksalsschlag gehören zum Spiel. Eine durchorganisierte, alles absichern-wollende Gesellschaft unterdrückt diese Realitäten und erzeugt dadurch eine unterschwellige Ängstlichkeit.

Sehnsucht nach Leben

All dies macht für Fans den Fußball zum Erlebnis dessen, was Leben ausmacht. Deshalb ist für manchen Fan der Fußball echter und lebensgetreuer als das normale Leben. Kein Wunder, dass Fußball „unser Leben“ ist und dass man den Fußball so liebt. Und in dieser Fußball-Liebe der Fans (und auch vieler Spieler) zeigt sich letztlich eine Liebe zum Leben und eine Sehnsucht nach Leben. Das kommt dem christlichen Glauben nahe: Wer das Leben richtig erleben will, sich nach Leben sehnt, sucht etwas, was nach unserem Glauben von Gott kommt. Denn Gott ist der Gott des Lebens, der Herr über Leben und Tod.

Das „Du“ erleben

Noch eines: Wer Fußball spielt, erlebt das ‚Du‘ als eine ganz wichtige Dimension des Lebens: Flanken, Pässe, Zuspiele gelingen nur, wenn man nicht auf den eigenen Fuß und Standort schaut. Auf die anderen Spieler – insbesondere die Mitspieler – ist Acht zu geben. Man muss sie sogar so gut kennen, dass man weiß, wie schnell sie sind, wohin sie voraussichtlich laufen werden, was ihr starker Fuß ist usw. Der Blick auf die Anderen, das Denken von den Anderen her, das Agieren von den Mitspielern wie Gegenspielern her ist beim Fußball unverzichtbare Kompetenz. Wer dieses ‚vom Anderen her handeln‘ (oder auch: mannschaftsdienliches Spielen) gelernt hat, begreift für seinen Alltag, wann Leben gelingt und gut wird, nämlich wenn mit Blick auf die Anderen gehandelt wird, wenn den Anderen gedient wird. Als christliche Haltung ist dieses unverzichtbar und führt hin zur Nächstenliebe.

Darum: Seid mit Leidenschaft Fans, ihr Männer und Frauen! Seid selbstbewusst Fußballerinnen und Fußballer, ihr Mädchen und Jungen!

Fußball-Exerzitien?

Und wir als Gemeinde dürfen uns fragen: Wann fahren wir zum nächsten Fußball-Bundesligaspiel? Wann und mit wem starten wir ein Fußball-Turnier? Und vielleicht auch: Brauchen wir mal Fußball-Exerzitien, damit wir die Härte und das Glück des Lebens spüren? Damit wir unserem Schöpfer und Lebensgeber dankbar werden? Damit wir neu begreifen, was „Gemeinschaft“ meint und was ‚eines Sinnes und Geistes sein‘ bedeutet?

Autor: Dr. Burkhard R. Knipping, Vater von drei Fußball spielenden Jungen, ehrenamtlich in seiner Heimatpfarre St. Kosmas und Damian Pulheim aktiv, In: Pfarrbriefservice.de

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Text: Dr. Burkhard R. Knipping
In: Pfarrbriefservice.de