Emma, Bubble Bär und Linus, die Schildkröte

Eine Ermutigungsgeschichte für Kinder

Emma war unterwegs. Der Weg ging steil bergan. Bald würde sie oben stehen und auf das Dorf hinunter schauen. „Puh, ist das anstrengend“, dachte Emma. Aber sie wollte es schaffen. Einmal rauf auf den Hügel, von dem aus man das Dorf sehen konnte. Immer, wenn die anderen Kinder dorthin unterwegs waren, hatten sie Emma einfach stehen lassen. Denn Emma war nicht so schnell wie die anderen Kinder. Weder beim Laufen noch in der Schule. Und die anderen Kinder waren so ungeduldig. Also war Emma oft allein.

Ganz atemlos ging sie das letzte Stück des Weges. Sie sah schon den Baum, von dem die Kinder ihr immer erzählten. Der Baum, auf den sie kletterten, auf dem sie ein Baumhaus gebaut hatten. „Du bist zu lahm“, sagten sie, wenn Emma mit wollte. „Spiel lieber mit deinem Bär.“ Und weg waren sie.

„Warum rennst Du eigentlich so?“, fragte plötzlich ein leises Stimmchen. Emma erschrak furchtbar. Weder vor ihr noch hinter ihr noch neben ihr war jemand zu sehen. Sie drückte ihren kleinen Bär, ihren Bubble Bär, ganz fest an ihr Herz. Poch, poch, poch machte das. Bubble Bär musste immer mit.

Emma blieb vor Schreck still stehen. „Ich versuche zu dem Baum dort oben zu kommen“, sagte sie in die Luft hinein. „Hier unten“, sagte das Stimmchen. „Ich heiße Linus.“ Emma blickte nach unten. Dort saß eine kleine Schildkröte. Wo kam die denn her? Und wo wollte sie hin?

„Ich bin auf dem Weg zu dem kleinen See, der dort oben ist“, sagte die Schildkröte. Sie schien Gedanken lesen zu können. „Ah ja.“ Emma bückte sich ein wenig, um die Schildkröte besser sehen zu können. Denn besonders groß war sie nicht. „Du kannst mich ruhig auf deine Hand nehmen“, meinte die. Emma hob die kleine Schildkröte vorsichtig auf. Die saß glücklich auf Emmas Hand und schaute das Mädchen an. „Geh’ ruhig weiter. Ich sitze gut.“ Warum eigentlich nicht, dachte Emma. In der einen Hand ihr Bär, auf der anderen Hand eine Schildkröte.

„Mich haben meine Schildkrötenfreunde einfach zurück gelassen“, erzählte die Schildkröte. „Ich bin denen zu langsam gewesen.“ „Das kenne ich“, antwortete Emma. „Geht mir auch so.“

Der Weg schien ihr jetzt gar nicht mehr so mühsam. Ihre Schritte waren irgendwie ganz leicht geworden. Es ging ihr richtig gut. Wie im Flug kamen ihr die letzten Meter vor. Und schon standen Emma, Bubble Bär und Linus, die Schildkröte, vor dem hohen Baum. Direkt dahinter schimmerte der See in vielen Farben.

„Siehst Du“, sagte die Schildkröte. „Wir sind jetzt auch oben. Du hast mir geholfen. Und ich Dir!“

„Du mir?“

„Ja. Denn ohne mich wärst Du ganz traurig den Weg weitergegangen und er wäre Dir furchtbar lang und schwer vorgekommen.“

Stimmt, dachte Emma. Mit der Schildkröte war alles so leicht gewesen. Sie lächelte fröhlich. Dann ging sie mit der kleinen Schildkröte zum See. „Jetzt sind wir beide am Ziel“, lächelte die Schildkröte. „Auch wenn es etwas länger gedauert hat. Aber das macht ja nix!“ „Stimmt,“ sagte Emma ganz ernst. „Wir sind da!“ Sie drückte Bubble Bär noch einmal fest an ihr Herz. Dann bückte sie sich und setzte Linus ans Ufer des Sees. Die kleine Schildkröte ging sofort los.

Linus drehte sich noch einmal zu Emma und ihrem Bubble Bär um. „Vergiss nicht: Auch wenn Du nicht so schnell bist – Du kommst ans Ziel.“

„Ich komme ans Ziel!“, wiederholte Emma.

Dann winkte sie Linus zu, der munter im See verschwand. Emma ging zurück zum Baum und schaute auf das Dorf. Sie hatte es geschafft.

Theresia Bongarth, In: Pfarrbriefservice.de

Tipp für Pfarrbriefredaktionen: Bitten Sie ein Kind aus Ihrer Pfarrei, von dem Sie wissen, dass es gerne malt, ein oder zwei Bilder zu dieser Geschichte zu zeichnen. Veröffentlichen Sie diese Bilder zusammen mit der Geschichte und erwähnen Sie den Beitrag des Kindes.

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Das Schwerpunktthema für Juni 2017

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Text: Theresia Bongarth
In: Pfarrbriefservice.de