Die zärtliche Handschrift Gottes

Was für mich „Jesus lebt!“ bedeutet

„Jesus lebt, ja und?“ So kann man sich mit Recht fragen. Aber für mich bedeuten diese beiden Worte „Jesus lebt“ all das, was meinem Leben Gewicht, Wert, Tiefe und Sinn verleiht. Mich persönlich fasziniert dieser Jesus, der sein ganzes reales Leben nur einem einzigen Ziel gewidmet hat, uns „seinen Gott“ nahe zu bringen, der für uns wie ein liebender Vater ist. Alle Hindernisse in seinem Leben, ja selbst der schmerzhafte Tod konnten ihn nicht daran hindern. Auch wenn er in tiefster Verzweiflung gerufen hat: „Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“, nahm er seinen Tod für uns alle auf sich, er ging durch dieses Leiden, durch den Tod hindurch im festen Vertrauen auf Gott und hat damit für uns alle ein für alle Mal ein verschlossenes Tor wieder aufgestoßen, das Tor zu einem sinnvollen und erfüllten Leben, auch im Leben nach unserem Tod.

An der Seite der Armen und Bedrängten

Ihm glaube ich, nicht weil man mir irgendwelche klugen theologischen Traktate übergestülpt hat, nein, sondern weil er mir selber mit seiner einfachen, verständlichen Alltagssprache, in vielen Gleichnissen und Geschichten das „Reich Gottes“ nahe gebracht hat. Keiner hat sich so mit uns Menschen identifiziert wie er, wenn er sagt: „Ich war hungrig, durstig, fremd, nackt, krank und gefangen und ihr habt mir zu essen und zu trinken gegeben, ihr habt mich beschützt, habt euch um mich gekümmert und mich besucht.“ Diesen Situationen im Leben gilt es nachzugehen und einer Lösung näher zu bringen, wo, wann und wie auch immer sie uns konkret erscheinen werden.

Jesus übersieht keinen

Als dieser Jesus in unsere Welt kam, wollte er uns nicht mit Größe, Macht und Gewalt „überrumpeln“, sondern mit der Ohnmacht und dem Liebreiz eines Kindes ansprechen. Das ist für mich die Handschrift Gottes. Jesus übersah nicht den kleinwüchsigen Zöllner Zachäus auf dem Baum. Er stellte in einer wichtigen Diskussion ein kleines Kind in die Mitte, als es um große Fragen ging: „Wer ist der Größte im Himmelreich?“ Er bewunderte und lobte die arme Witwe, die ihr kleines Scherflein in den Opferkasten legte. Er wollte immer für die kleinen und schwachen Menschen eine Hoffnung sein, das „geknickte Rohr nicht brechen“ und den „glimmenden Docht nicht auslöschen“. Er liebte das „Kleine“ und sagte „Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes“, und er nahm die Kinder in seine Arme, legte ihnen die Hände auf und segnete sie.

Im Glauben dürfen Zweifel sein

Ihm vertraue ich, wenn er sagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.“ In meinem Glauben bleiben viele unbeantwortete Fragen, Unsicherheiten, Schwierigkeiten und Zweifel. Ich bin aber davon überzeugt, dass Gott mich so annimmt, wie ich bin, auch und gerade mit meinen Zweifeln, die mich nie ganz verlassen, insbesondere bei der Frage nach dem ungerechten Leid in dieser Welt. Ich bin aber zutiefst davon überzeugt, dass Gott mir einmal alle ungelösten Fragen beantworten wird. Hoffnung ist für mich, wie es ein Theologe einmal formuliert hat, das „Verliebtsein ins Gelingen.“

Ein entgegenkommender Gott

Ich frage mich oft, was mich als Glaubenden von den Menschen unterscheidet, die nicht oder noch nicht glauben können. Ich weiß es nicht. Vielleicht wird die Frage ja von der Bibel selbst beantwortet , wenn es dort heißt: „Sucht ihr mich, so findet ihr mich. Wenn ihr von ganzem Herzen nach mir fragt, lasse ich mich von euch finden.“ In einem hebräischen Sprichwort heißt es jedenfalls: „Wer Gott eine Elle entgegengeht, dem läuft Gott zwei entgegen.“

Stanislaus Klemm, Diplompsychologe und Theologe, In: Pfarrbriefservice.de

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Text: Stanislaus Klemm
In: Pfarrbriefservice.de