Die verschiedenen Aspekte von Arbeit

Die Katholische Soziallehre wurde vor 100 Jahren durch ein päpstliches Rundschreiben kreiert und ein Johannes XXIII, ein Paul VI, und besonders Papst Johannes Paul II wurden nicht müde, die Wichtigkeit der menschlichen Arbeit zu betonen. Sie war immer das Herzstück der Sozialenzykliken.

Drei tragende Merkmale wurden der Arbeit immer zugeschrieben:

- der persönliche Aspekt (Arbeit garantiert Würde)
- der soziale Aspekt
- der materielle Aspekt.

Der persönliche Aspekt der Arbeit

Arbeit ist mehr, als Geld zu verdienen. „Arbeit ist nicht das ganze Leben, aber ohne gute Arbeit, gibt es auch kein gutes Leben“.

Arbeit schafft Identität und Dazugehörigkeit zur Gesellschaft. Wer je mit Arbeitslosen Kontakt hatte, der weiß, dass sie sich von der Gesellschaft ausgestoßen fühlen. Besonders leiden darunter Schulabgänger, die keine Arbeit finden. Sie haben die Erfahrung, dass die Gesellschaft sie nicht braucht. Sie fühlen sich als Menschen 3. Klasse.

Umfragen über Arbeitsplatzzufriedenheit bringen ebenfalls zutage, dass nicht der gute Verdienst ganz oben steht, sondern das Wohlfühlen am Arbeitsplatz, das Ernst-genommen-werden, die persönliche Anerkennung.

Es ist von einer Arbeitsstelle wohl nicht zuviel verlangt, dass man gerne in die Arbeit geht, und nicht jede neue Woche mit einem Fluch auf den Job die Arbeit beginnt.

Natürlich wissen wir, dass gute Arbeitsverhältnisse nicht vom Himmel fallen. Die Hoffnung, dass der technische Fortschritt die Arbeitsplätze von Last und Erschwernissen endgültig befreien würde, hat sich nicht erfüllt. …

Der soziale Aspekt der Arbeit

Arbeit ist immer Zusammen-Arbeit. Produktion, Vermarktung und Arbeitsmarkt sind hoch kompliziert vernetzte Gefüge. Immer geht es um ein soziales Miteinander. Bei aller Mechanisierung und Digitalisierung stehen Menschen an

Kreuzungspunkten, an denen Zusammenarbeit entscheidend ist. Mit der Qualität dieser Kommunikation steht und fällt auch der Erfolg von Betrieben. Je arbeitsteiliger die Wirtschaft wird, desto wichtiger werden auch die Zusammenschlüsse von Interessensgemeinschaften. Die Wirtschaftstreibenden haben dies früher begriffen und realisiert als die Arbeiterschaft. …

Soziales Miteinander braucht Strukturen. Der Bischof von Linz, Maximilian Aichern, wird nicht müde hinzuzufügen: „Und der Markt braucht Regeln!“ Übrigens stellte Jesus im Evangelium von den Arbeitern im Weinberg so eine Marktregel auf: Die Auszahlung von je einem Denar an alle Arbeiter - gleich wie lange sie im Weinberg gearbeitet haben - ist beileibe keine Ermutigung an Faulenzer, sondern die Einführung der Grundsicherung. Von einem Denar konnte damals eine Familie zur Not ernährt werden.

Der bloß auf Leistung zielende Markt, kann das Leben eines Volkes nicht absichern. Jesus führt eine neue Marktregel ein: „Wer arbeitet, soll davon sein Leben fristen können.“ Heute würden wir sagen, Jesus stellt eine Regel gegen die „working poor" auf.

Der materielle Aspekt der Arbeit

Wenn wir arbeiten, legen wir immer in irgendeiner Weise „Hand an die Welt an“.

Wir erzeugen Produkte, wir befördern Waren, wir bedienen Touristen oder wir pflegen Menschen. Immer ist in irgendeiner Weise unsere Welt betroffen, die Natur oder die Kultur. Ich brauche nicht extra betonen, dass wir die Landschaft sowohl kultivieren als auch verschandeln können. Mit Ressourcen können wir sorgsam umgehen, oder wir können sie verschleudern. Im besten Fall ist unsere Arbeit ein Mitwirken an der Schöpfung Gottes.

In der Bibel steht, dass Gott am Anfang der Welt die Menschen in den Garten des Paradieses gestellt hat mit dem Auftrag ihn zu bebauen und zu behüten - und nicht, dass er ihn verschandle und ruiniere. Und doch sehen wir uns der Realität gegenüber, dass man heute mit Vernichtungswaffen das beste Geschäft machen kann. Der Weltbankchef, James Wolfensohn, beklagte in einem Artikel in der New York Times diesen Zustand mit den Worten: „Die Regierungen geben jährlich 900 Mrd. Dollar für Rüstung und 300 Mrd. für die Unterstützung wohlhabender Bauern aus, aber nur 56 Mrd. für Hilfe für die Armen.“ Er folgert daraus, dass wir uns über das Wachsen des Terrorismus nicht wundern sollten.

„Arbeit ist Mitarbeit in und an der Schöpfung Gottes. Wenn aber Arbeit Menschen ausbeutet, das Leben und die Natur nicht achtet, ist sie mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar“. (Sozialwort des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, Abschn. 172)

aus: Texte und Gebete für Gottesdienste zum Thema „Arbeit“, Sammlung von Diözesanpräses Mathias Kotonski, Augsburg, © 2007, http://www.kab-augsburg.org

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Das Schwerpunktthema für Mai 2010

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Text: Sammlung von Mathias Kotonski
In: Pfarrbriefservice.de