Der dreifaltige Gott

Christentum und Islam im Vergleich (3)

Für Christen ist Gott einer und lebt doch in drei Personen. Wir wissen erst davon, seit Jesus seine Beziehung zu Gott zum Ausdruck gebracht hat. Er nennt sich Sohn des Vaters. Jesus leitet seinen Messias-Auftrag direkt von Gott her und bezeichnet sich selbst als Sohn Gottes. Das tut er auch vor dem jüdischen Gericht, das seine Selbstaussage als Gotteslästerung einstuft und ihn darauf hin zum Tode verurteilt. 

„Darauf sagte der Hohepriester zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, sag uns: Bist du der Messias, der Sohn Gottes? Jesus antwortete: Du hast es gesagt. … Da zerriss der Hohepriester sein Gewand und rief: Er hat Gott gelästert! Wozu brauchen wir noch Zeugen? Jetzt habt ihr die Gotteslästerung selbst gehört. Was ist eure Meinung? Sie antworteten: Er ist schuldig und muss sterben.“ Matthäus 26,63-66

Dass Jesus dann geschlagen und bespuckt wird, dient als Erweis, dass er nicht der Sohn Gottes sein kann, denn sonst könnte man ihn nicht so behandeln. Auch seine Jünger zweifeln an ihm, als das Todesurteil vollstreckt wird. Kann Gott seinen Messias im Stich lassen?

Christliche Gottesvorstellung - für den Islam undenkbar

Für den Islam ist eine solche Gottesvorstellung undenkbar. Gott kann nur einer sein. Deshalb ist die Bestreitung der Tauhid, der Einzigartigkeit Gottes, eine Sünde, die nicht vergeben werden kann.

„Allah vergibt gewiss nicht, dass man Ihm (etwas) beigesellt. Doch was außer diesem ist, vergibt Er, wem Er will. Wer Allah (etwas) beigesellt, der hat fürwahr eine gewaltige Sünde ersonnen.” Sure 4, 48  „Schirk“ ist die Sünde, dass Gott neben eine seiner Kreaturen gestellt wird.

Für den Propheten Muhammed war jede Spekulation über das Wesen Gottes eine Blasphemie. Gott ist der Einzige. Über das Leben in Gott müssen wir schweigen. Von Gott gibt es keine Philosophie und auch keine Theologie, sondern nur die Anbetung: Es gibt keine Gottheit außer Gott! Der Koran lehnt jede Vorstellung von Gottessohnschaft ab. „Glaubet also an Allah und Seine Gesandten, und saget nicht: «Drei.» Lasset ab – ist besser für euch. Allah ist nur ein Einziger Gott. Fern ist es von Seiner Heiligkeit, dass Er einen Sohn haben sollte.“ Aus Sure 4,171

Der muslimische Theologe und Mystiker al-Ghazaly (1058 – 1111) sagt, dass Christen so sehr von der Widerspiegelung des Göttlichen in Jesus beeindruckt waren, dass sie angefangen haben, den Spiegel anzubeten statt das wahre Licht.

Das Konzil von Nicäa und die Gottessohnschaft

Noch vor dem Koran hat der Priester Arius von Jesus gesagt, dass er zwar der Schöpfung vorausgegangen, aber nicht Gott gleich, sondern nur ein Geschöpf ist. Das Konzil von Nicäa hat im Jahr 325 diese Sicht auf Jesus abgelehnt. Entscheidend für das Konzil blieb, was Jesus von sich gesagt hat.

Die Verehrung des dreifaltigen Gottes, ein Gott in drei Personen, hat das christliche Gebetsleben geformt – das Kreuzzeichen ist Ausdruck davon. Im Gottesdienst wendet sich das Gebet an den Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist.

Dr. Eckhard Bieger und Vladimir Pachkov, In: Pfarrbriefservice.de

Die beiden Jesuiten Dr. Eckhard Bieger, Frankfurt, und Vladimir Pachkov, Moskau, beleuchten in einer mehrteiligen Reihe auf Pfarrbriefservice.de Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Christentum und im Islam. Sie wollen damit das Gespräch zwischen Christen und Muslimen befördern.

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Text: Dr. Eckhard Bieger, Vladimir Pachkov
In: Pfarrbriefservice.de