Der anstehende Tod eines Familienangehörigen und wie man Kinder darüber informieren sollte

Ganz gleich, welches Alter, welche Behinderung oder welcher Grad einer Demenz: Jeder Mensch hat ein Recht auf ehrliche, angemessene Information! Fast alle Menschen haben die Situation schon erlebt: „Ist etwas?“, fragen wir die Mutter, weil es sich „irgendwie anders“ anfühlt. „Nein, es ist nichts“, ist die Antwort, die jedoch nicht beruhigt.

Frühzeitig informieren

Kinder spüren, wenn man Informationen zurückhält, ein Geheimnis in der Familie entsteht. Das beunruhigt sie, macht Angst, verursacht Schuldgefühle und irritiert. Gespräche und - wenn gewünscht - Körperkontakt sind wichtig, wenn man Kinder auf einen anstehenden Trauer- und Todesfall vorbereiten möchte. Dadurch fühlen sie sich ernst genommen, ihre Wahrnehmung wird bestätigt. Das wirkt auf Kinder beruhigend, selbst wenn der Anlass ein trauriger ist.

Ab welchem Alter?

Niemand stellt sich die Frage nach dem Alter, wenn es um Farben geht. „Ab wann sage ich dem Kind, dass es die Farbe GELB gibt?“ Obwohl wir wissen, dass einige Kinder lange keine Farben auseinander halten können, sagen wir dennoch dem Kleinkind: „Schau mal da, das schöne gelbe Auto.“ Wir lassen Kinder in eine Farbenwelt hinein wachsen und irgendwann kann das Kind diese Farbe selbst benennen. Genauso können wir es halten, wenn es um fröhliche, traurige oder auch um intellektuelle Dinge geht.

Das gilt schon für kleinste Kinder. Trage ich mein Baby auf dem Arm und bin als Mutter traurig, weil mein Vater gestorben ist, wird das Baby meine Traurigkeit wahrnehmen, evtl. mit Weinen darauf reagieren. Schon da (und selbst mit dem ungeborenen Baby im Bauch) kann ich mit meinem Kind sprechen, darf ich weinen. „Ich bin so traurig, weil Vater, dein Opa, heute gestorben ist.“ Das Kind wird die Mitteilung kognitiv nicht verstehen, es wird aber fühlen: „Ja, etwas ist anders - aber Mama reagiert auf mich.“

Sage ich dem Kind: “Pscht, sei schön lieb. Warum weinst du denn? Ist ja alles gut …“ verbergen sich selbst hinter einem fröhlichen Gesichtsausdruck feinste Nuancen von Stimmungen und Signalen. Auch der Herzschlag und die Atmung der Mutter können durch die zurückgehaltene Trauer spürbar und damit verändert sein. Die Mutter ist nicht im Einklang mit sich - und löst weitere Beunruhigung aus.

Hineinwachsen in eine Gefühlswelt

Und warum nun das Zurückhalten der Information über einen Trauerfall? Damit das Kind nicht traurig ist! – Aber: Wenn ein Opa stirbt, wenn Mutters Vater stirbt, dann ist das traurig und dann darf man traurig sein. Ich lache ja auch, wenn ich fröhlich bin und verstecke meine Freude nicht vor dem Kind. Trauern, lachen, wütend sein, lieben … all das und vieles mehr gehört zum Menschsein dazu und wir können dabei den Kindern helfen, in eine Farbenwelt, aber auch in eine Gefühlswelt hinein zu wachsen.

Vertrösten Sie nicht

Es ist in Ordnung, Kinder an der Trauer um einen anstehenden Tod teilnehmen zu lassen. Vertrösten Sie nicht Ihr Kind mit falschen Versprechen. Auch dabei wird Ihr Kind spüren, dass Sie nicht bei der Wahrheit bleiben. Trauer tut weh, aber der Schmerz geht vorbei, wenn man weinen, klagen, fragen darf! Wenn Ihnen die Antworten auf die Fragen des Kindes fehlen, dann geben Sie das ruhig zu. Manchmal findet man niemals die passende Antwort, manchmal kann man auch mit dem Kind gemeinsam danach suchen.

An der Krankheit oder dem Tod trägt Ihr Kind keine Schuld

Machen Sie dem Kind immer deutlich, dass es keine Schuld an der Krankheit oder dem evtl. Tod hat. Kinder glauben oft, dass Dinge durch ihr Tun (z.B. frech sein) oder Lassen (selten zu Besuch gegangen) verursacht werden.

Eine weitere positive Seite der Information ist, dass man dennoch die Möglichkeit hat, vermeintliche Versäumnisse auszugleichen. Gemeinsam können Sie mit dem Kind überlegen: „Was können wir Opa denn Gutes tun? Oder Oma, die jetzt auch ganz feste traurig ist?“

Mechthild Schroeter-Rupieper, www.familienhandbuch.de, In: Pfarrbriefservice.de

Mechthild Schroeter-Rupieper ist verheiratet und Mutter von 3 Söhnen und einer Pflegetochter, Erzieherin, langjährige freiberufliche Fortbildnerin und Trauerbegleiterin. Sie setzt ihren Schwerpunkt auf die Stärkung und Begleitung von Erziehenden, Pflegenden und Seelsorgern aus dem sozialen Umfeld von Kindern und Jugendlichen und geistig Behinderten Menschen. In ihrer Praxis Lavia Institut für Familientrauerbegleitung in Gelsenkirchen begleitet sie ebenfalls Menschen jeden Alters vor einem anstehenden Tod und in der Zeit danach. Sie ist Autorin des Buches „Für immer anders. Das Hausbuch für Familien in Zeiten der Trauer und des Abschieds.“

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Das Schwerpunktthema für Januar 2010

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Text: Mechthild Schroeter-Rupieper
In: Pfarrbriefservice.de