Den Traum von einer lebendigen Kirche leben

Interview mit Wolfgang Hußmann, der in Hildesheim Mitglied einer Kleinen Christlichen Gemeinschaft ist

Lieber Herr Hußmann, Sie haben in Ihrem Heimatort eine Kleine Christliche Gemeinschaft mitgegründet. Was hat Sie zu diesem Schritt motiviert?

Wolfgang Hußmann: Ausschlaggebend war und ist unser Traum von Kirche. Als Getaufte sind wir nicht nur Teil der Kirche – wir sind berufen, begabt und beteiligt. Außerdem ging es mir darum, das Evangelium stärker in mein alltägliches Leben hineinzunehmen.

Wie oft treffen Sie sich und wie muss man sich solche Zusammenkünfte vorstellen?

Wolfgang Hußmann: Wir treffen uns alle drei Wochen am Mittwoch zum BibelTeilen. Meistens finden die Treffen bei uns zuhause statt. Als Bibeltext haben wir uns grundsätzlich für das Evangelium des kommenden Sonntags entschieden.

Zentral für Kleine Christliche Gemeinschaften ist ihr Engagement für andere Menschen. Welchen Dienst übernimmt Ihre Gruppe und warum?

Wolfgang Hußmann: Beim Bibel-Teilen fragen wir uns im 6. Schritt immer, was wir in unserem Umfeld wahrnehmen und welche Aufgaben uns herausfordern. Wir schauen auf unsere Begabungen und was wir damit konkret unternehmen können. Einige von uns haben die ökumenische Nachbarschaftshilfe mit aufgebaut, andere stehen als Nachbarschaftshelfer zur Verfügung. Es gibt aber auch zahlreiche kleine Aktionen, mit denen wir konkret helfen. Der Bogen reicht vom Verkauf von Osterbroten für die Hausaufgabenhilfe im Jugendzentrum bis zur Apfelernte im Pfarrgarten zu Gunsten des Sozialen Mittagstisches. Manche Hilfe kommt zustande, weil wir Leute kennen und Verbindungen schaffen können.

In der Idealvorstellung sind Kleine Christliche Gemeinschaften milieu- und generationsübergreifend. Und in der Praxis?

Wolfgang Hußmann: Kleine Christliche Gemeinschaften führen sehr unterschiedliche Menschen zusammen. Die Altersspanne reicht bei uns von Mitte 30 bis über 65. In der Anfangszeit haben wir uns auch damit auseinandergesetzt, wie es möglich sein könnte, unterschiedliche Milieus einzubinden. Das ist in einem „reichen“ Stadtteil fast unlösbar. Wir fragten uns aber auch, ob das ein entscheidendes Kriterium sein kann, und kamen zu der Erkenntnis, dass das Entscheidende für uns nicht die soziale Herkunft oder Rolle ist, sondern dass Christus uns zusammenruft.

Welche Erfahrungen machen Sie in und mit dieser Gemeinschaft?

Wolfgang Hußmann: Als wir einmal etwas intensiver auf unsere Entwicklung zurück geschaut haben, sagte einer: Mit keinem von Euch wäre ich persönlich befreundet, aber wir sind durch das Gebet auf unvergleichliche Weise verbunden. Die zum Teil großen Unterschiede zwischen uns sind kein Hindernis – im Gegenteil. Sie bereichern uns.

Wie gelingt es Ihrer Gruppe, offen zu bleiben für neue Mitglieder?

Wolfgang Hußmann: Offenheit ist eine Grundhaltung und sie beginnt damit, dass es nicht um die Rekrutierung neuer Mitglieder geht. Wer kommt, ist da, wer nicht kommt, muss keine Rechenschaft ablegen.

Was verändert sich durch Ihre Gemeinschaft in Ihrer Pfarrei?

Wolfgang Hußmann: Das meiste ändert sich in unserem Bistum. Aus der Initiative für Kleine Christliche Gemeinschaften ist inzwischen ein bistumsweiter Prozess zur lokalen Kirchenentwicklung geworden.

Was raten Sie einer Pfarrei, die mit Kleinen Christlichen Gemeinschaften beginnen möchte?

Wolfgang Hußmann: Wagen Sie den Aufbruch! Jede Erfahrung ist wertvoll!

Wolfgang Hußmann (geb. 1954) arbeitet als Medienreferent. Seit über sieben Jahren engagiert er sich für eine Kleine Christliche Gemeinschaft in seinem Heimatort Hildesheim. Der Gemeinschaft gehören 8 Frauen und 3 Männer an.

Fragen: Elfriede Klauer, www.pfarrbriefservice.de

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Text: Wolfgang Hußmann/Elfriede Klauer
In: Pfarrbriefservice.de