Danke! Bitte! Entschuldigung!

Fastenhirtenbrief 2018 für die Kinder und Jugendlichen im Bistum Erfurt

Liebe Kinder und Jugendliche,

es freut mich, dass Ihr heute in die Kirche gekommen seid. Leider müsst Ihr im Gottesdienst oft erleben, dass nur die Erwachsenen angesprochen werden und dass Eure Lebenswelt in der Kirche überhaupt nicht vorkommt. Ich bin als Kind nicht gerne in die Kirche gegangen, weil ich es sehr langweilig fand. Ich war froh, wenn ein Kind neben mir saß, mit dem ich Gebetbildchen aus dem Gesangbuch tauschen konnte. Schwätzen durften nur die Großen. Ich war froh, als ich endlich Messdiener werden durfte. Von da an bin ich gerne in die Kirche gegangen. Ich habe erfahren, was die einzelnen Teile der Messe bedeuten. Ich hatte etwas zu tun. Ich war ganz nah dabei und habe erfahren, dass bei der Heiligen Messe Jesus wirklich da ist und mich begleitet. Manche Geschichten im Evangelium kann man auch als Kind und Jugendlicher gut verstehen und ins eigene Leben übertragen.

Ich denke zum Beispiel an die Geschichte vom dankbaren Samariter. Jesus hat zehn schwerkranke Männer wieder gesund gemacht, aber nur einer hat sich bei Jesus dafür bedankt. Daraus habe ich gelernt, beim Beten nicht nur Gott um etwas zu bitten, sondern mich auch bei ihm zu bedanken. So kann ich gut verstehen, dass Papst Franziskus immer wieder sagt, es gibt wichtige Worte, die wir nicht vergessen dürfen. Dazu gehört das Wort Danke!

Ein anderes wichtiges Wort ist das Wort Bitte! Wenn Ihr etwas haben wollt, bekommt Ihr oft zu hören: Wie heißt das? Und Ihr müsst das Wörtchen Bitte! einfügen. Vielleicht ist Euch schon aufgefallen, dass auch die Erwachsenen nicht gerne das Wort Bitte! sagen. Sie machen lieber alles selbst. Erwachsene haben es nicht gerne, wenn sie auf die Hilfe von anderen angewiesen sind, vor allem wenn sie nichts dafür bezahlen können. Jeder Mensch ist aber auf die Hilfe von anderen angewiesen, ob als Kind, als Jugendlicher, als Erwachsener oder als alter Mensch, und wir sind darauf angewiesen, dass Gott uns am Leben erhält, dass er uns beschützt und dass wir das Nötige zum Leben haben. Im Vater Unser heißt es: Unser tägliches Brot gib uns heute. Jesus ermutigt uns im Evangelium immer wieder dazu, Gott unsere Bitten zu sagen.

Papst Franziskus betont immer wieder, dass es drei wichtige Worte im Leben der Christen gibt, die man am besten in der Familie schon lernen kann. Neben Danke! und Bitte! ist es das Wort Entschuldigung! Dieses Wort sagt keiner gerne, weil man ja zugibt, dass man etwas falsch gemacht hat. Man weiß auch nicht, wie der andere reagiert. Es kann sein, dass er nachtragend ist, oder es kann sein, dass er sagt: Ist in Ordnung. Wenigstens vor Gott und hier in der Kirche sollten wir nicht so tun, als würden wir nichts falsch machen. Die Fastenzeit ist auch eine Zeit, in der wir uns fragen, was wir falsch gemacht haben oder falsch machen. Das soll uns nicht die Freude am Leben nehmen, es soll uns vielmehr helfen, bessere Menschen zu werden.

Eine gute Übung dafür ist, wenn wir andere Menschen um Entschuldigung bitten für das, was wir falsch gemacht haben. Wenn wir auch Gott unsere Sünden beichten, dann werden wir nämlich nicht blind dafür oder finden uns damit ab, sondern versuchen, es besser zu machen. Und das Wörtchen Entschuldigung! bewirkt noch ein weiteres: Wer andere um Entschuldigung bittet, der lernt es immer besser, auch eine Entschuldigung von anderen anzunehmen. Die drei Wörter Danke!, Bitte! und Entschuldigung! sind eine großartige Hilfe für unser Leben. Sie helfen uns, dass wir das Schöne im Leben auch wahrnehmen und genießen. Sie stärken unser Vertrauen, dass andere für uns sorgen und auf uns Acht geben und sie helfen uns als unvollkommenen Menschen, gut miteinander zu leben. Papst Franziskus sagt verschiedentlich: „Bitte!, Danke!, Entschuldigung! Seien wir nicht kleinlich mit dem Gebrauch dieser Worte.“

Ich wünsche Euch eine gesegnete Zeit der Vorbereitung auf Ostern und erbitte für Euch und auch für alle Erwachsenen den Segen des barmherzigen Gottes, des Vater, des Sohnes und des Heiligen Geistes,

Amen.

Bischof Ulrich Neymeyr, Bistum Erfurt

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Bischof Ulrich Neymeyr, Erfurt

Meine lieben Schwestern und Brüder im Herrn,

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Peter Weidemann

Der Hirtenbrief ist das Schreiben eines Bischofs an die Gemeinden bzw. Gläubigen seines Bistums. Darin äußert sich der Bischof als Leiter des Bistums und oberster Priester zu Problemen der Zeit, zu theologischen oder seelsorglichen Fragen.

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Text: Bischof Ulrich Neymeyr, Erfurt
In: Pfarrbriefservice.de