Bitte! Danke! Entschuldigung!

Fastenhirtenbrief 2018 für die Erwachsenen im Bistum Erfurt

Meine lieben Schwestern und Brüder im Herrn,

bei der Bistumswallfahrt im September habe ich angeregt, dass die Pfarreien unseres Bistums einmal im Monat die Familien zu einem Gottesdienst und zu einem Familiensonntag einladen. Ich freue mich, dass diese Anregung vielerorts aufgegriffen wurde. In vielen Pfarreien sind solche Familiensonntage schon gute Tradition, sodass manche es bedauert haben, dass sich die Vorbereitungsmaterialien für die Familiensonntage im Bistum Erfurt auf den dritten Sonntag im Monat beziehen. Da in diesem Jahr der erste Fastensonntag zugleich der dritte Sonntag im Februar ist, habe ich einen Hirtenbrief eigens für Kinder und Jugendliche verfasst. Da in diesem Gottesdienst keine Kinder und Jugendlichen sind, hören Sie die Version für Erwachsene.

Papst Franziskus hat von Beginn seines Pontifikates an die Wichtigkeit der Familie und der Familienpastoral hervorgehoben. Zweimal hat er Bischöfe aus aller Welt zu einer Familiensynode nach Rom gerufen und deren Beratungen im nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia zusammengefasst. Dieses Schreiben enthält eine große Zahl von pastoralen Anregungen zur Unterstützung der Eheleute und der Familien. Ohne die Familie als Hauskirche können Kinder nicht in den Glauben hineinwachsen. Die katholischen Kindergärten, der katholische Religionsunterricht, die Erstkommunion- und die Firmvorbereitung können die religiöse Erziehung in der Familie nur unterstützen, aber nicht ersetzen. An den Kirchorten müssen junge Familien erfahren, dass sie mit ihren Kindern willkommen sind. Kinder sind lebhaft. Wenn Sie einmal während des Gottesdienstes ein Kind stört, denken Sie daran, dass Jesus sich über die Anwesenheit des Kindes sehr freut. Im Markusevangelium wird davon berichtet, dass Jesus ein Kind in die Mitte seines Jüngerkreises stellte, es in die Arme nahm und zu seinen Jüngern sagte: „Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf“ (Markus 9,36-37).

Der Gottesdienstvorschlag für Familiensonntage im Bistum Erfurt greift für heute ein Wort auf, das Papst Franziskus schon verschiedentlich gesagt hat: „Bitte!, Danke!, Entschuldigung! Seien wir nicht kleinlich mit dem Gebrauch dieser Worte.“ Auch für Erwachsene ist es wichtig, sich dies immer wieder einmal sagen zu lassen. Wir sagen nicht gerne Bitte. Wir sind nicht gerne auf Hilfe angewiesen, vor allem wenn wir nichts dafür bezahlen können. Trotzdem sind wir sehr vielfältig auf die Unterstützung durch andere angewiesen. Wenn wir das Wort Bitte! sprechen, machen wir uns diese Realität unseres Lebens bewusst. Das hilft uns auch beim Beten, denn wir brauchen jeden Augenblick die Unterstützung und den Beistand Gottes, nicht nur vor einer wichtigen Prüfung oder einer medizinischen Untersuchung.

Wer Bitte! sagen kann, der kann auch Danke! sagen. Er nimmt wahr, was ihm von anderen Menschen oder von Gott zuteil wird an Zuwendung und Unterstützung, an Hilfe und Sympathie. Jedes Mal, wenn wir die Heilige Messe feiern, können wir in die große Danksagung der Eucharistiefeier der Kirche viele persönliche Dankgebete einschließen.

Papst Franziskus betont immer wieder die Wichtigkeit des Wortes Entschuldigung. Keiner entschuldigt sich gerne, weil er nicht nur dem anderen, sondern auch sich selbst zugibt, etwas falsch gemacht zu haben. Wir sind für unsere eigenen Schwächen, Fehler und Sünden blind. Ja, Jesus hat uns darauf hingewiesen, dass wir bei unseren Mitmenschen besonders die Schwächen wahrnehmen, die wir selbst haben. Unsere eigenen Fehler sind gewissermaßen das Vergrößerungsglas für die Fehler, Schwächen und Sünden der Anderen. Im Matthäusevangelium fragt Jesus: „Warum siehst Du den Splitter im Auge Deines Bruders, aber den Balken in Deinem eigenen Auge bemerkst Du nicht?“ (Mt 7,3). Die Antwort ist einfach: Der Balken im eigenen Auge, also die eigenen Fehler, sind das Vergrößerungsglas für den Splitter im Auge des Mitmenschen. Wenn wir es lernen, Entschuldigung zu sagen, nehmen wir die Balken in unserem Auge wahr, sei es, dass wir einen Mitmenschen um Vergebung bitten, oder sei es, dass wir Gott unsere Sünden beichten. Und das Wort Entschuldigung bewirkt noch mehr. Es öffnet unsere Herzen, auch anderen Entschuldigung zu gewähren, die uns darum bitten.

So sind die drei schlichten Worte Bitte!, Danke! und Entschuldigung! eine gute Übung zur inneren Erneuerung. Die Fastenzeit als Vorbereitungszeit auf Ostern lädt uns dazu ein. Ich wünsche Ihnen eine gesegnete österliche Bußzeit und erbitte für Sie den Segen des dreifaltigen Gottes, des Vater, des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen.

Bischof Ulrich Neymeyr, Bistum Erfurt

Pfarrbriefservice.de

Weitere Materialien

Fastenhirtenbrief 2018 für die Kinder und Jugendlichen im Bistum Erfurt

von

Bischof Ulrich Neymeyr, Erfurt

Liebe Kinder und Jugendliche,

von

Peter Weidemann

Der Hirtenbrief ist das Schreiben eines Bischofs an die Gemeinden bzw. Gläubigen seines Bistums. Darin äußert sich der Bischof als Leiter des Bistums und oberster Priester zu Problemen der Zeit, zu theologischen oder seelsorglichen Fragen.

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Text: Bischof Ulrich Neymeyr, Erfurt
In: Pfarrbriefservice.de