Biblische Mannsbilder: David

Männer, die von Gott getragen sind, die, so unmännlich es klingen mag, sich von Gott lieben lassen - wo haben wir heute noch kraftvolle Vorbilder dafür? Wir finden solche in der Bibel. Die biblischen Männerfiguren sind keine Frömmler, sondern viel eher Heilige mit Dreck am Stecken. Diese Geschichten zeigen, wie Gott auf krummen Männerzeilen gerade schreibt. Es sind Männer, mit allen Arten und Unarten, mit Fehlern und Stärken und gleichzeitig grandiose Männer, weil sie für eine Sache kämpfen, die über sie selbst hinaus geht. Sie machen nicht nur einen Job, sondern sie folgen ihrer Berufung – mit allen Sackgassen.

Diese biblischen Mannsbilder können Männern heute noch Orientierung und männliche Solidarität vermitteln. Ein ermutigendes Beispiel dafür ist König David. Er ist zuerst einmal alles andere als der Lieblingssohn seines Vaters. Samuel, der Prophet, sucht einen Nachfolger für König Saul und da präsentiert ihm Davids Vater sieben seiner Söhne. Den letzten, den achten und unwichtigsten, David selber, hat er auf dem Feld gelassen; der kam für ihn gar nicht in Frage. Genau der war es aber, den Samuel im Auftrag Gottes gesucht hat. David weiß sich geliebt und getragen von Gott und handelt aus dieser Haltung. Er besiegt den Riesen Goliath nicht weil er sich selbst für so stark, schlau oder was immer hält, sondern weil Goliath Gott gelästert hat und David überzeugt ist, dass das ein Frevel ist. Er handelt nicht für sich, sondern dient einem höheren Auftrag. Und er ist deshalb zutiefst überzeugt, dass Gott ihm beisteht: „Du, Goliath, trittst gegen mich an mit Schwert, Lanze und Wurfspieß. Ich aber komme mit der Hilfe des Herrn.“ (1 Sam 17,45) Er glaubt an sich, weil er sich gewiss ist, dass Gott an ihn glaubt. Mit dieser Kraft erlegt er den Riesen mit seiner Schleuder und einem einzigen Stein. Wunder vollbringen und Ähnliches funktioniert überhaupt nur so.

Stark und sündig

Eine Stärke Davids liegt gerade darin, dass er sich selber nicht für den Mittelpunkt des Universums hält, sondern für einen Diener und genau das macht ihn groß, macht ihn sogar zum König seines Volkes. Trotzdem steht er klar zu sich: Er kennt seinen eigenen Willen und ist offen für Gottes Wille. Er redet mit Gott und fordert dieses Gespräch ganz klar ein. Er steht zu seinen Gefühlen und ist gleichzeitig fähig, Situationen anzunehmen, wie sie sind. Er weiß auch, was nicht zu ändern ist. Er schätzt und achtet seine weisen Berater, die Propheten Samuel und Nathan, auf die er hört und von denen er sich etwas sagen lässt. Er haftet nicht an Status, Macht, Materie oder Leistenmüssen und ist genau deshalb stark und mächtig. Er weiß, dass er in einer Entwicklung steht, dass er nicht perfekt sein muss und nicht immer gewinnen kann; was ihm auch nicht gelingt.

Und nicht zuletzt leistet sich David auch persönliche Niederlagen, er sündigt auch. Als er nach dem Mittagschläfen auf dem Dach seines Palastes die Glieder reckte, erblickte er ein paar Dächer weiter eine schöne Frau, die gerade badete. Er ließ sie kommen und die verheiratete Batseba hatte offensichtlich nichts gegen ein Schäferstündchen mit ihrem eigenen König. Als sie von ihm schwanger wurde, schickte David ihren Mann, ein tüchtiger und treuer Soldat, an die vorderste Front, damit er dort umkommt. Nathan, der Prophet, konfrontiert ihn darauf mit seiner Tat und wäscht ihm im Namen Gottes ordentlich den Kopf. David steht „wie ein Mann“ zu dem, was er getan hat und übernimmt dafür die Verantwortung. Er bereut und nimmt die Strafe auf sich ohne zu jammern und Ausreden oder andere Schuldige zu suchen. Davids Größe zeigt sich nicht darin, dass er quasi nur heilig ist und nichts Böses tut, sondern gerade darin, wie er zu seiner Sünde steht und damit umgeht.

Der Liebhaber Gottes

Die vielleicht größte Faszination Davids liegt in dem, wie er seine männliche Vielfalt lebt. Er ist nicht nur König und Krieger. Er ist auch Dichter, Musiker und Liebhaber in einer Person. Dass er sich von Gott geliebt und getragen weiß, zeigt sich nicht nur darin, dass er Feinde besiegt. Es zeigt sich ebenso darin, dass er ausgelassen tanzt vor Freude, so ausgelassen, dass seine Frau sich sogar schämt (2 Sam 6,14-23).

Als es David endlich gelang, die Bundeslade, das zentrale religiöse Symbol der Juden, wieder nach Jerusalem zu bringen, war er außer sich vor Freude. Es gab einen großen Einzug und alles war auf den Beinen. Es wurde getanzt und gesungen mit ganzer Hingabe und die Musiker bliesen in die Hörner. Und so tanzte auch David voller Begeisterung neben der Bundeslade her, „um den Herrn zu loben“, wie Samuel schreibt. Die folgenreiche Pointe wird nur ganz knapp angedeutet: David war nur mit einem leichten Leinenschurz bekleidet; und Unterhosen gab es damals bekanntlich noch keine. Seine Frau Michal beobachtete Davids Treiben vom Fenster aus. Als sie sah, wie der König hüpfte und tanzte, empfand sie nur noch tiefe Verachtung für ihn. Nachdem David zur Feier des Tages auch noch das Volk verköstigt hatte, ging er nach Hause, um seine Familie zu sehen. Doch er war noch nicht im Palast, als ihm Michal schon entgegenkam. Im keifenden Ton der auf Ehre und Ansehen bedachten, gekränkten Ehefrau hielt sie ihm entgegen: „Ach, wie würdevoll ist heute der Herr König vor seinem Volk aufgetreten! Bei deiner halb nackten Tanzerei hast du dich vor den Mägden deiner Hofbeamten schamlos entblößt. So etwas tut sonst nur das Gesindel!“ David lässt diesen Spott nicht auf sich sitzen und stellt ein für alle Mal klar: „Ich habe dem Herrn zu Ehren getanzt. Mich hat er zum König über sein Volk Israel eingesetzt, und ihm zu Ehren will ich auch künftig tanzen. Ja, ich wäre sogar bereit, mich noch tiefer zu erniedrigen als heute. Du magst mich verachten, aber die Mägde, über die du so herablassend gesprochen hast, sie werden mich schätzen und ehren.“

Diese biblischen Geschichten sind bekanntlich sehr handfest und folgenreich. Wenn Samuel abschließend feststellt, dass Micha kinderlos blieb, so sieht er im damaligen Denken darin eine Strafe Gottes für die Verspottung ihres Ehemannes David. Gott gibt also nicht seiner eifersüchtigen Frau Recht, sondern dem ausgelassen tanzenden König, weil er weiß, dass er für ihn tanzt; heute würde man vielleicht sagen: seinetwegen ausflippt.

Erlöste Männer

Solche Davids bräuchten wir, braucht Gott auch heute: Männer, die von leidenschaftlichen Überzeugungen getragen sind, von Einstellungen, die das Leben prägen und Ziele vorgeben können, Männer, die berufen sind, die glauben, dass hinter ihnen noch einmal ein größerer Vater steht, der sie liebt. Ein solcher Glaube kann Männer entlasten, sie befreien und ihnen die Kraft für ihre Aufgaben geben. Der Glaube an einen noch Größeren kann sie vor männlichem Größenwahn bewahren und zu wahrer männlicher Größe führen. Erlöste Männer können viel zur Erlösung der Welt beitragen.

Quelle: kath-kirche-vorarlberg.at, Autor: Markus Hofer, In: Pfarrbriefservice.de

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Text: Markus Hofer
In: Pfarrbriefservice.de