Frag doch mal den Pfarrer

Tipps für ein gelungenes Interview

von Ronja Goj am 26.04.2017 - 04:00  

Persönlich, interessant zu lesen, leicht zu schreiben. Machen Sie ein Interview.

Immer ist er in Aktion, hat viel zu tun, ist im Stress. Er hält Gottesdienste, macht Seelsorge, unterrichtet. Ist für die Menschen da, Ansprechpartner bei fast allen Fragen. Chef der Pfarreiengemeinschaft. Der Pfarrer. Doch was für ein Mensch ist er? Was bewegt ihn? Was denkt er? Welche Meinung hat er? Und warum entscheidet er wie? Fragen Sie ihn doch einfach! Machen Sie mit ihm ein Interview im Pfarrbrief, zum Beispiel in einer regelmäßig erscheinenden Rubrik „Frag doch mal den Pfarrer“.

Anstoß für diese Idee ist die Osterausgabe 2014 des Pfarrbriefes von „St. Martin“ in Moosach. Unter dem Rubriktitel „Was der Pfarrer so gefragt wird“ antwortet Pfarrer Martin Cambensy zu seiner Einschätzung zu Papst Franziskus, zu seinen Ideen für die Reiseziele der Pfarreiwallfahrt und zur Seniorenmette. Die musste aus organisatorischen Gründen an einem anderen Ort stattfinden. Und der erwies sich im Nachhinein als viel zu klein. Das sorgte in der Gemeinde für Unmut.

Vielleicht gibt es auch in Ihrer Gemeinde Entscheidungen oder Situationen, die für Fragen oder Irritationen sorgen. Jeder weiß etwas und puzzelt die Bruchteile beim Bäcker, Metzger, auf dem Kirchplatz zu einem Gerücht zusammen. Warum nicht den Pfarrer das Puzzle erklären lassen, um Aufregungen in der Gemeinde zu vermeiden? Im Interview lernen Ihre Leser den Pfarrer kennen. Das Gesicht, die Ideen, den Charakter zum Menschen.

Tipps - So könnte es gehen:

Schwerpunkt festlegen - Sie nehmen ein Thema damit genau unter die Lupe, erklären, vertiefen.

1. Schwerpunktthema

Legen Sie für Ihr Interview ein Schwerpunktthema fest. Bleiben wir beim Beispiel der Seniorenmette. Dieses Thema füllt ein ganzes Interview. Der Vorteil: Das Gespräch kratzt nicht nur an der Oberfläche. Es klärt das Problem. Steigt tief in die Thematik ein, schafft einen Überblick. Warum wurde die Seniorenmette verlegt? Kann die Gemeinde das anders lösen? Welche Möglichkeiten gibt es für das neue Jahr?

Die Zauberfragen - warum, wieso, weshalb, wie. Sie entlocken ausführliche Antworten.

2. Offene Fragen

Stellen Sie offene Fragen. Das sind Fragen, die mit den Frageworten: warum, wieso, wie, womit, weshalb beginnen. Sie bringen den Gesprächspartner zum Reden. Er antwortet ausführlich, umfangreich, nicht mit „ja“ oder „nein“. Machen Sie selbst den Test. Stellen Sie sich die Frage: „Finde ich es schlecht, dass die Seniorenmette in die kleine Alte Martinskirche verlegt wurde?“ – Ihre Antwort wahrscheinlich, ein knappes „ja“. Fragen Sie „Wieso finde ich es schlecht?“ Diese Frage reizt, Ihnen Ihre Meinung zu entlocken.

Zu 55 Prozent ist das ausgesprochene Wort von der Körpersprache abhängig.

3. Persönliches Gespräch

Führen Sie das Gespräch persönlich mit dem Pfarrer. Es ist lebhafter, interessanter zu lesen. Sie sehen seine Mimik, seine Gestik. Sehen, wie er auf Fragen reagiert. Können das mit ins Interview einfließen lassen. Sie haben die emotionale Ebene dabei. Das wirkt stark. Wie das geht? Machen Sie sich im Gespräch Notizen zum Verhalten: nickt, lacht, runzelt die Stirn. Wenn Sie das Interview schreiben, dann setzen Sie diese Emotion in Klammern. In unserem Beispiel: Pfarrer Martin Cambensy: (nickt) Ich bedaure es sehr, dass viele Gottesdienstbesucher keinen Platz bekommen haben. 

Pfarrbriefauszug aus dem Osterpfarrbrief 2014, St. Martin Moosach.

4. Kurz und knapp

Kürzen Sie Antworten. Nicht alles, was der Pfarrer sagt, müssen Sie übernehmen. Sie dürfen, wenn Sie das Interview verschriftlichen, auch Fragen in den Antwortteil Ihres Interviewpartners einschieben, die Sie im Interview selbst nicht gestellt haben. Aus dramaturgischen Gründen. So entsteht ein interessantes, dynamisches „Frage – Antwort – Spiel“. Vergleichen Sie das Interview auf dem Foto mit diesem Vorschlag.

Warum haben Sie die Seniorenmette in die kleine Alte Martinskirche verlegt?
Die Alte Martinskirche hat den Vorteil, dass dort alles hergerichtet werden kann und keine Kulissen vom Krippenspiel der Schulkinder abgebaut werden müssen.

Das ist verständlich, aber wie werden Sie das Problem im nächsten Jahr lösen? (eingeschobene Frage)
Beim nächsten Mal werden wir noch einige zusätzliche Stühle aufstellen und die Seitenkapelle vorne rechts öffnen.

Fotos - Sie nehmen den Leser mit zum Interview, lockern den Artikel auf, sind Blickfänger.

5. Fotos

„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.“ Sicher kennen Sie dieses bekannte Sprichwort. Bilder ziehen Blicke an. Sie lockern den Text auf. Sie machen Lust zum Lesen. Machen Sie beim Interview Bilder von der Gesprächssituation oder bei Bedarf auch von der Kirche, der Begebenheit. So leicht können Sie Ihren Artikel bebildern.

Der Pfarrer als Mensch. Das Bild zeigt Pfarrer Stefan Hippler aus Südafrika.

6. Pfarrer als Mensch

Ihre Leser sollen den Pfarrer im Gespräch auch als Menschen kennenlernen. Stellen Sie ihm zum Schwerpunktthema persönliche Fragen. Fragen Sie nach, wie es ihm ging, als er gesehen hat, dass Gottesdienstbesucher gehen mussten? Ob er verstehen kann, dass sich die Senioren geärgert haben?

Der direkte Draht in die Redaktion - Stellen Sie Kontakt zwischen Lesern und Pfarrer her.

7. Interaktion

Interagieren Sie mit den Lesern. Sie müssen nicht verzweifelt versuchen, für eine regelmäßige Rubrik ständig neue Interviewfragen zu finden. Rufen Sie Ihre Leser auf, Fragen per Mail an die Redaktion zu schicken. Was interessiert sie? Welche Fragen wollten sie dem Pfarrer schon immer stellen? Welche Ideen haben Ihre Leser für Schwerpunktthemen? So knüpfen Sie gleichzeitig Kontakt zwischen dem Pfarrer und den Gemeindemitgliedern.

Ronja Goj, in: Pfarrbriefservice.de

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