Ein Marathon durchs Bistum Augsburg

Aus 1.000 mach 1: So lautet die nicht ganz einfache Aufgabe von Diane Rußwurm

von Karl-Georg Michel am 10.02.2017 - 09:40

Diane Rußwurm zeigt auf das Dekanat Benediktbeuern. Dort ist der Startschuss für ihr Projekt „Pfründestiftungsverbund St. Ulrich“ gefallen. (Foto: Karl-Georg Michel / pba)

Um bei einem Marathon ins Ziel zu kommen, braucht es Ausdauer, Geduld und vor allem: solides Training. Diane Rußwurm, Mitarbeiterin der Bischöflichen Finanzkammer, steht vor einem solchen Marathon. Er wird sie durchs ganze Bistum führen. Sie leitet seit Oktober 2016 das Projekt „Pfründestiftungsverbund St. Ulrich“. Mit jedem Dekanat und jeder einzelnen unserer rund 1.000 Pfarreien wird sie sich in den nächsten Jahren befassen, was dann sogar eher an einen 100-Kilometer-Lauf erinnert.

Den ersten Kilometer hat Frau Rußwurm schon hinter sich. Per Dekret wurde vor wenigen Wochen im Amtsblatt der Diözese Augsburg die Errichtung des „Pfründestiftungsverbunds St. Ulrich“ offiziell mitgeteilt. Dort wurde auch ein Schreiben des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst veröffentlicht. Sein Inhalt: der Bescheid über die ersten gut zwei Dutzend Pfarreien des Dekanats Benediktbeuern, die mit dem Pfründestiftungsverbund zusammengelegt werden. 

„Diese Pfarreien waren aber nur der Startschuss“, erklärt dazu Diane Rußwurm. Von ihrem Büro in der Bischöflichen Finanzkammer aus betreut sie das gesamte Projekt. „Als nächstes werden die Dekanate Augsburg I und II sowie Schwabmünchen folgen“, kündigt sie an. Bis im Stiftungsverbund alle Pfarreien erfasst sind, werde es mehrere Jahre dauern. 

Ziel und Aufgabe der Pfründestiftungen sei es schon immer gewesen, zur Besoldung und Versorgung der Ortspfarrer beizutragen. „Zu einer solchen Stiftung können zum Beispiel Pfarrhöfe gehören, aber auch Grundstücke oder Waldflächen“, erklärt Rußwurm. 

„Pfründe“ leitet sich vom Lateinischen ab und bedeutet so viel wie „Unterhalt“. Das Kirchenrecht verwendet stattdessen einen anderen lateinischen Begriff, dem letztlich aber dieselbe Bedeutung zukommt: Benefizium. Der Kodex des Kanonischen Rechts (CIC) sieht für die Diözesen eine Einrichtung vor, der diese Benefizien nach und nach übertragen werden sollen (CIC, Can. 1272). Um diese Bestimmung des Kirchenrechts umzusetzen, wurde der Pfründestiftungsverbund errichtet. 

Diane Rußwurm nennt als weitere Gründe auch die Entlastung der Stiftungen vor Ort, also insbesondere der Pfarrer. Hinzu käme, wie es auch im Dekret von Bischof Dr. Konrad Zdarsa zur Neuordnung des Pfründewesens im Bistum Augsburg heißt, „eine zeitgemäße und transparente Verwaltung dieses kirchlichen Sondervermögens“. Die Vermögensrechnung orientiere sich deshalb auch an handelsrechtlichen Grundsätzen, der Jahresabschluss der Stiftung werde durch eine unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft geprüft und testiert, verweist Frau Rußwurm auf die Satzung des Pfründestiftungsverbundes. 

Sie selbst ist ausgebildete Bilanzbuchhalterin und war zuletzt für eine Unternehmensberatung in leitender Funktion tätig. Oder um es sportlich auszudrücken: Sie ist für diesen Marathon bestens trainiert. Eines weiß sie dabei schon jetzt, kurz nach dem Startschuss: „Die Erträge, die nun schrittweise aus dem Stiftungsvermögen erzielt werden, decken die Personalkosten für die Priester nur zum Teil ab.“ Der größere Anteil werde weiterhin aus Mitteln der Kirchensteuer bestritten. 

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