Der Populismus unter der Lupe

Themenheft von Renovabis und ZdK untersucht Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Europa

von Pressemitteilung Radio Vatikan / EK am 23.08.2017 - 08:00  

Ein gemeinsames Heft des kirchlichen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis und des ZdK untersucht  "Populismen in Europa".

Populismus ist nicht gleich Populismus: Ob AfD, Front National, FPÖ, ob Regierungen in Polen oder Ungarn, ob „Fünf Sterne“ in Italien oder Podemos in Spanien – Europas etablierte Parteien und Institutionen werden aufgeschreckt vom rauer werdenden Ton in politischen Debatten. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und das kirchliche Osteuropa-Hilfswerk Renovabis haben der Frage nun ein Themenheft gewidmet, „Populismen in Europa“ heißt es.

Es gibt viele Gemeinsamkeiten in den Erscheinungsformen, auch die Funktionsweise von Populismus ist immer gleich. Aber trotzdem sind nicht alle Populismen über einen Kamm zu scheren, sagt Christof Dahm, der für Renovabis das Heft verantwortet. „Es kommt auf die jeweilige Situation in den Ländern an, es kommt auf die Vorgeschichte an und es kommt auf aktuelle wirtschaftliche und politische Verhältnisse an.“ Populismen gebe es außerdem nicht nur – wie im Augenblick immer wieder gemeint wird – von rechts, sondern genauso von links, und beide hätten Gemeinsamkeiten, wie man zum Beispiel in Griechenland sehen könne; da regierten Linkspopulisten und Rechtspopulisten gemeinsam.

Nicht über einen Kamm scheren

Populismus heiße ja erst einmal, den Menschen zuzuhören, so Dahm. „Einer der Standardsätze lautet immer, dass zwischen den Regierenden da oben und den Menschen auf der Straße, dem Wähler und Bürger, eine Kluft entstanden ist. ‚Wir werden nicht mehr verstanden, ihr da oben - wir da unten’.“ Digitalisierung und Globalisierung überforderten viele Menschen. „Dann gibt es diese Leute, die sagen, dass sie das ganz schnell erklären können und wirklich auf die konkreten Probleme der Menschen eingehen. Das ist auf das Volk, auf den ‚Populus’, geschaut, insofern ist es nicht schlecht, dass es Menschen gibt, die auf die Ängste reagieren. Ich denke schon, dass der normale Politiker diese Ängste aufnehmen muss. Dass das aber natürlich auf der anderen Seite ganz schnell zu Extremismus führt, zu einfachen Lösungen, zu Ausgrenzungen, das zeigen leider die Beispiele, das zeigt Pegida, das zeigt auch die AfD.“ Das Heft schaut sich diese Beispiele genauer an, neben Polen und Ungarn auch Deutschland, Österreich und Frankreich.

Keine einheitliche Haltung in den Kirchen

„Leider gibt es keine einheitliche Haltung in den Kirchen“, klagt Christof Dahm. Es gebe überzeugte Christen in der AfD oder der FPÖ, während die Kirchen sich anders positioniert hätten. Ganz deutlich sei diese Frage in Polen, wo die im Augenblick regierende PiS stark die christliche Karte zücke, da tue sich die polnische Bischofskonferenz sehr schwer, eine eindeutige Position zu beziehen. „Man muss genau hinsehen und versuchen, die Probleme, welche der Populismus aufgreift, an der Wurzel zu packen“, zieht Dahm einen Schluss aus den vielen Themen des Heftes. „Man muss bei den vielen Bewegungen genau hinschauen, wohin die Reise geht.“ Nach den Wahlen in Frankreich oder dem abflauenden Hype in Deutschland um die AfD könnte man meinen, die größte Gefahr sei vorbei. „Der Populismus ist da und das Problem bleibt. Die Digitalisierung, die demographische Frage in Europa, die Finanzkrise, das Flüchtlingsproblem, all das bleibt und wird uns noch lange beschäftigen. Und so lange das da ist, wird es immer auch Versuche zu populistischen ‚Lösungen’ geben. Da müssen wir genau hinschauen, das ist auch unsere Aufgabe als Christ.“

Die Zeitschrift „OST-WEST. Europäische Perspektiven“

Die Zeitschrift „OST-WEST. Europäische Perspektiven (OWEP)“ wird vierteljährlich von Renovabis und dem ZdK herausgegeben. Eine Ausgabe kostet 6,50 Euro zzgl. Versandkosten. Nähere Informationen und Bestellung unter www.owep.de

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