AfD und katholische Soziallehre unvereinbar

Studie untersucht Programme und Reden der rechtspopulistischen Partei

von EK am 12.06.2017 - 04:00  

Für die Demokratie sind populistische Parteien, wie die AfD, eine Herausforderung. Mit der katholischen Soziallehre hat die AfD nichts gemeinsam, wie eine wissenschaftliche Studie jetzt festgestellt hat.

Es gibt zwar die Bundesvereinigung „Christen in der Alternative für Deutschland“, dennoch sind die Positionen der AfD und der katholischen Soziallehre unvereinbar. Das hat jetzt eine Studie des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften (ICS) an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster und des Zentrums für Ethik der Medien und der digitalen Gesellschaft in München festgestellt. Die katholischen Bistümer in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern hatten die Studie in Auftrag gegeben.

Undifferenzierte Feindbilder und leere Versprechen

Die Wissenschaftler analysierten das Grundsatzprogramm und das Wahlprogramm für die Bundestagswahl 2017 sowie ausgewählte Reden von Parteifunktionären und die Facebook-Nutzung der AfD. Laut der Studie definiere sich die AfD über undifferenzierte Feindbilder und Krisen, die zu einer existenziellen Bedrohung für Deutschland überhöht würden. „Gesellschaftliche und weltpolitische Herausforderungen wie die Globalisierung, der Klimawandel oder die Veränderung sozialer Realitäten im Bereich der Familie werden entweder geleugnet oder ihnen wird durch das leere Versprechen, zu einer angeblich besseren Vergangenheit zurückzukehren, begegnet“, schreiben die Wissenschaftler um Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins und Prof. Dr. Alexander Filipović. Das Menschen-, Gesellschafts- und Geschichtsverständnis der AfD sei rückwärtsgewandt und hoffnungsarm, das Weltbild zutiefst pessimistisch.

Familie wird verzweckt

„Die Stilisierung einer bestimmten ethnischen oder ethno-nationalen Zugehörigkeit als Wert an sich ist der katholischen Soziallehre mit ihren Orientierungen an der Würde jedes Menschen als Geschöpf, am (universalen) Gemeinwohl, an Solidarität und Gerechtigkeit fremd“, heißt es weiter in der Studie. Die AfD unterstütze zwar ein traditionelles Familienbild und den Schutz des ungeborenen Lebens, verzwecke aber die Familie aus rein bevölkerungspolitischem Interesse. Außerdem bestreite sie die Freiheit der Religionsausübung, die sie für Muslime stark einschränken will. Ihre Einzelpositionen zu wirtschafts- und sozialpolitischen Themen seien ein „unübersichtliches Gemisch aus marktliberalen und protektionistischen Forderungen. Dem Eintreten der katholischen Soziallehre für eine auf den Grundsätzen der Solidarität und der Subsidiarität gegründeten Gesellschaftsordnung entsprechen weder marktliberale noch protektionistische Positionen“, so die Studie weiter.

Mut zur Wahrheit?

Dem Alleinvertretungsanspruch der AfD für den ‚Mut zur Wahrheit’ müssten Christen entgegentreten, fordern die Wissenschaftler. Sie schreiben: „Um Wahrheit muss gerungen werden. Wahrheit ist ohne die Achtung der Freiheit auch der Anderen, ohne den Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit nicht glaubwürdig zu vertreten. Die Suche nach Wahrheit steht für Christinnen und Christen im Zeichen des Vorläufigen und der begrenzten menschlichen Einsichtsfähigkeit.“

Die vollständige Studie ist frei abrufbar unter https://www.uni-muenster.de/FB2/ics/publikationen/AP8.html

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